Woher kommt die Idee von Mikrogruppen?
Um Personen im Anschluss an einen online-Alphakurs zu unterstützen, suchte ich im Internet nach Erfahrungsberichten zum Weg des Jüngerseins. Dabei war mein Interesse, was können wir, in unserer Kultur, von diesen Erfahrungen für uns lernen und ggf. wieder-benutzen. Materialien einer lutherischen Gemeinde aus den USA, Texas, mit dem programmatischen Namen ,,Project 242 Church’’ haben diese Anleitung ebenso inspiriert wie Gedanken aus dem Fresh-X-Netzwerk.
Bei Alpha-Treffen bewähren sich diese 4 Werte (FAME) und sind auch Grundlage für diesen Glaubensweg:
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Freundschaft
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Auf Gottes Wirken angewiesen sein
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Multiplikation
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Echtheit
Jesus hat einmal gesagt (Mt 4,4) Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
Gemeinschaft hilft, diese tägliche geistliche Nahrung aufzunehmen. Die Alpha-Werte legen als Gemeinschaft eine Mikrogruppe nahe. Konkret beginnt eine Person, andere einzuladen (Wert Freundschaft), gemeinsam einen geistlichen Weg zu gehen, mit dem Ziel sich zu unterstützen und zu begleiten (Wert Echtheit).
Die Mikrogruppe liest gemeinsam die Evangelien, und lässt Gottes Wort in den eigenen Alltag hinein wirken (Wert ,,Auf Gottes Wirken angewiesen sein“). Die Teilnehmenden erleben, wie die Emmausjünger, wie Jesus, in dessen Namen sie zusammen ist, mitten unter ihnen ist, wie ER versprochen hat, und können immer wieder sagen: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?
Eine Mikrogruppe kann sich schnell und einfach teilen (Wert Multiplikation).
Wie zu den Alpha-Abenden treffen sich die Teilnehmenden der Mikrogruppe online 1x wöchentlich zum Austausch. An 3-5 anderen Werktagen der Woche liest jedes Gruppenmitglied ein Kapitel der Bibel und macht sich dazu Gedanken.
Struktur der Mikrogruppe
Laden Sie Ihre Person ein
Dieses Einladen ist das Geheimnis der Mikrogruppen. Mikrogruppen sind darauf ausgelegt, sich zu vermehren. Daher sind sie einfach zu starten. Alles beginnt damit, die eigenen Partner einzuladen. Wen kennen Sie, den Sie einladen könnten, um gemeinsam das Markusevangelium zu lesen? Sobald Sie Ihre Person gefunden haben, bitten Sie diese, auch eine Person einzuladen. Wer zum Einladenden wird, hat schon Verantwortung für das Ganze angenommen. Dadurch wird das Miteinander in der Gruppe gestützt.
Beschränken Sie Ihre Mikro-Gruppen auf drei - vier
Diese Größenbeschränkung der Gruppen führt dazu, dass sich die Gruppen (schnell) vermehren (unter bestimmten Umständen kann ein Ehepaar als ein Gruppenmitglied zählen).
Wer angefangen hat, gemeinsam Bibel zu lesen, wird weitere Personen in die eigene Gruppe einladen wollen. Widerstehen Sie der Versuchung, die Gruppe zu vergrößern. Achten Sie auf den Wert der Multiplikation. Gründen Sie eine neue Mikrogruppe, wann immer es passt.
Addition zu vermeiden ist dazu der Schlüssel. Wer seine ,,Eins“ einlädt und die Mikrogruppe auf 3-4 Personen beschränkt, verankert die Multiplikation vom ersten Tag an. Es gilt der Versuchung zu widerstehen, die Gruppe über 3-4 hinaus zu vergrößern. Diese Beschränkung führt zur Gründung neuer Gruppen, um weitere Menschen ins Jüngersein zu begleiten. So vervielfacht sich dieser Impuls und mehr Menschen begleiten einander beim Jüngersein. Wer seine ,,Eins“ eingeladen hat, hat sich gerade vervielfacht - herzlichen Glückwunsch.
Verschiedene Weisen vom Jüngersein einbeziehen
Eine gesunde Mikrogruppe kann aus Personen bestehen, die an unterschiedlichen Stellen ihrer geistlichen Reise sind. Die Einschätzung des eigenen Standpunkts hilft einer Person, im Jüngersein zu wachsen.
Die Überlegungen des Fresh-X Netzwerkes kennen die 5-F Stadien und beschreiben so Meilensteine einer Glaubensreise der Menschen auf Christus zu. Es beginnt damit „Fremder“ zu sein. Dann folgt die Phase des „Fans“, danach erste Schritte in der Nachfolge („Folger“). Eine freundschaftliche Gottesbeziehung („Freund“) schließt sich an und schließlich die Integration in die „Familie Gottes“ als Sohn oder Tochter.
Die Entwicklung der eigenen Nähe zu Christus beschreiben in etwas anderer Weise diese vier Haltungen zum Jüngersein. Sie bauen aufeinander auf:
offen : ein Mensch, der für Jesus offen, aber noch nicht durch den Glauben mit ihm verbunden ist - also Jesus als Herrn des eigenen Lebens angenommen hat.
neu : ein Mensch, der sich kürzlich durch den Glauben mit Jesus verbunden hat.
wachsend : ein Mensch, der aktiv bemüht ist, Jesus nachzufolgen und von Jesus verändert zu werden.
missionarisch : ein Mensch, der sich für Jesu Auftrag engagiert, missionarisches Jüngersein zu fördern.
Die Vielfalt auf dem Weg des Jüngerseins hilft einer Mikrogruppe bei dem Anliegen, geistlich zu wachsen. Ein wachsender oder missionarischer Jünger kann von einem offenen Menschen oder neuem Jünger genauso viel lernen, wie dies umgekehrt möglich ist.
Starten Sie mit dem Lesen der Evangelien
Sobald sich eine Mikrogruppe gebildet hat, kann die Reise losgehen. Zu Beginn werden die Evangelien durchgelesen, täglich ein Kapitel, drei-fünf Tage die Woche. Das Lesen wird durch das Führen eines persönlichen geistlichen Tagebuches vertieft. Der Leseplan für die Evangelien beginnt mit dem Markusevangelium. Die Vorlage für das Tagebuch kann heruntergeladen / ausgedruckt oder elektronisch ausfüllt werden.
Diese Fragen helfen beim Bedenken der Schriftworte:
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Welcher Vers lässt mich etwas zu/von Jesus, dem Heiland, lernen?
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Der Name ,,Jesus“ bedeutet, Gott rettet.
Was erschließt sich hier zu dieser Rettung?
Wo spüre ich einen Anstoß zu neuem Denken (Umkehr)? -
Für meinen Alltag: An welchen Vers möchte ich mich immer wieder bewusst erinnern?
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Welche Beziehungen möchte ich pflegen?
Auf welche Bedürfnisse antworten? -
Mit wem könnte/sollte ich über meinen Weg mit Gott in dieser Woche sprechen?
Wöchentliche Mikrogruppentreffen moderieren
Einmal pro Woche trifft sich die Mikrogruppe, um sich beim Lesen des Wortes Gottes zu begleiten. Der Schwerpunkt des Austausches liegt auf dem, was Jesus den Teilnehmenden sagt und wie sie damit umgehen. Das wesentliche Ziel der Mikrogruppe ist, zu lernen, Jesus als Jünger des Evangeliums zu folgen. Diese wöchentlichen Treffen sind bewusst einfach gestaltet und daher leicht von jedem Teilnehmenden zu moderieren. Sie orientieren sich an den 4 B’s - siehe unten.
Priorität ist, Jesus nachzufolgen
Wer lernen will, Jesus nachzufolgen,
dem können diese zwei Schlüsselfragen helfen:
Was sagt Jesus zu mir? & Was tue ich dafür?
Jüngersein wirkt sich auf drei Beziehungsbereiche aus.
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das private, familiäre Umfeld
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Jesu Beispiel des Dienens, des Einsatzes für andere
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Gottes Auftrag an jede einzelne Person - die Mission
Durch die gegenseitige Begleitung in der Mikrogruppe ermutigen wir einander, Gottes Wort in diese drei Bereiche wirken zu lassen.
Hilfreiches zur Mikrogruppen-Moderation
Die Mikrogruppen-Moderation muss nicht alle Antworten kennen. Es ist in Ordnung, zu sagen: ,,Ich weiß es nicht“.
Sie ist nicht perfekt, sie bemüht sich einfach, Jesus zu folgen.
Sie wählt im Gebet aus, wen sie einlädt, und ist mutig, andere einzuladen.
Sie versucht Menschen, für das missionarische Jüngersein zu motivieren.
Sie ist für geistliches Wachstum auf den Heiligen Geist angewiesen, nicht auf eine Technik.
Was ist ein Jünger?
Um Jüngersein zu fördern, ist wichtig zu wissen, was es ist. Unser Verständnis von Jüngersein basiert auf Markus 1,17. Dort lesen wir, dass Jesus seine ersten Jünger einlud und sagte: ,,Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ Diese Einladung zeigt, Jünger*innen Jesu sind Personen, die:
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Jesus nachfolgen
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Von Jesus verwandelt werden
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Sich dem Auftrag Jesu verpflichtet fühlen, auch anderen Menschen das Jüngersein zu ermöglichen.
Die vier B’s eines Treffens der Mikrogruppe
Klarheit unterstützt die Moderation der Treffen. So ist dieser Dienst für alle Teilnehmenden machbar. Daher der Ansatz der vier B’s. Ein ausfüllbares Formular mit dieser Struktur hilft bei der Moderation der Treffen zusätzlich.
Beim BEGINNEN geht es darum, ein wenig Leben miteinander zu teilen. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit zum Verweilen, zum Smalltalk. Gerade zu Beginn hilft es auch darüber zu sprechen, wie es ging, die Zeit für das Lesen der Bibel zu finden und sich gemeinsam darüber zu freuen.
Beim BEGLEITEN geht es darum, sich gegenseitig in der Verbindlichkeit zu stützen. Die Teilnehmenden vergewissern sich kurz mit einem Gebet, das Jesus in ihrer Mitte ist. Dann schauen sie miteinander auf die letzte Wegstrecke. Dazu eignen sich Anliegen der Mikrogruppe der letzten Woche oder eine Frage zum Jüngersein, wie z. B.: Wie war deine Zeit mit Gott letzte Woche?
Dieses Begleiten liegt nicht in der alleinigen Verantwortung der Moderation, sondern bei allen Teilnehmenden der Mikrogruppe. Der Schwerpunkt liegt auf dem voneinander Lernen auf Augenhöhe. Die Moderation sorgt dafür, dass der Austausch auf Kurs bleibt. Diese drei strategischen Fragen helfen:
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Was hat Jesus mir letzte Woche in der Lektüre gesagt?
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Konnte ich daraus eine Konsequenz ziehen?
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Wie kann die Gruppe für mich beten?
Beim BETEN geht es darum, dass die Teilnehmenden Zeit haben, alles mitzuteilen, wofür sie Gebet brauchen. Alle werden ermutigt, laut zu beten (manche werden etwas Zeit brauchen, darin zu wachsen). Ein möglicher erster Schritt lässt den Austausch Gebet werden. Dazu wird eine Person, die ihr Gebetsanliegen mitgeteilt hat, eingeladen zu sagen: ,,Herr erbarme dich“, und der Rest der Gruppe sagt dann: ,,Christus erbarme dich“. Eine andere Möglichkeit, allen das laute Beten zu erleichtern, besteht darin, dass die Person, die als Nächstes spricht, für die Anliegen betet, die gerade mitgeteilt wurden.
Beim BEENDEN werden relevante Informationen zur Mikrogruppe weitergesagt.
Das nächste Treffen wird geplant.
Sprechen Sie ab, wer es moderiert.
Nutzen Sie diese Zeit (ca. monatlich),
um die Prinzipien der Mikrogruppen zu wiederholen
(einfach genug, um solch eine Gruppe selber zu beginnen,
die Bibel ist unser einziger Lehrplan,
Jesus Christus ist unser Lehrer im Heiligen Geist,
Jesus nachzufolgen ist unser oberstes Ziel,
und Beziehung ist unser Mittel).
Weitere Informationen
Über die Theologen Greg Ogden und Alan Hirsch kann man im Netz einige weiterführende Gedanken zum Ansatz der Mikrogruppen finden.
Es gibt neben dieser Ausrichtung auf das gemeinsame Lesen der Bibel auch eine Möglichkeit, in einer Mikrogruppe das Jüngersein stärker auszuloten. Mehr dazu auf Anfrage über Kommentarfunktion im Blog.
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